
- August 6, 2022
- Interview, Presse
Interview mit der Abendzeitung
Hep Monatzeder will nicht mehr in den Landtag: "Nicht rausgetragen werden"
Ex-Bürgermeister Hep Monatzeder will nicht mehr für den Landtag kandidieren. Ein sommerliches Gespräch vor dem Abschied – über die Verdienste der 68er, die Au im Wandel und Senioren am Schlagzeug.
Dem Paulaner-Areal können Sie wahrscheinlich wenig Positives abgewinnen, oder?
Jein. Städtebaulich, ökologisch und sozial hätte ich persönlich mir etwas anderes gewünscht. Es braucht neue Wohnungen in der Stadt, keine Frage – aber diese hier sind zu hochpreisig. Dieses Übel müsste man grundsätzlich packen und die Bodenpreise in den Griff bekommen.
Was ist heute Ihr Lieblingsort in der Au?
Das kommt drauf an.
Zum Beispiel?
Ich sitze zum Beispiel sehr gerne in der Fattoria, da trifft man viele Leute aus der Nachbarschaft. Da trinke ich einen Aperol Spritz oder ein schönes Glaserl Weißwein. Ansonsten freue ich mich natürlich an der renaturierten Isar vor der Haustür. Da gehe ich gern spazieren – aber lieber unter der Woche, wenn es nicht so voll ist.
Was läuft schlecht an der Isar?
Die Wertschätzung für dieses Stück Natur fehlt oft. Die Leute lassen einfach ihren Krempel liegen, das sind Erscheinungen dieser Konsum- und Wegwerfgesellschaft.
Sie sind fast Anwohner: Laufen Sie von daheim den Giesinger Berg rauf zu Löwen-Heimspielen?
Ich laufe generell fast immer zu Fuß. Das gilt auch für meinen Arbeitsweg, ich gehe zum Landtag, ich laufe gerne zum Viktualienmarkt. Und natürlich auch rauf auf den Giesinger Berg.
„Ich selbst war nie für den Stadion-Abriss“
In Ihrer Amtszeit war der Plan, das Stadion abzureißen. Im Rückblick eigentlich unglaublich, oder?
Ich selbst war nie dafür.
Aber den Plan gab es trotzdem.
Im Rückblick kann man das überhaupt nicht mehr verstehen.
Wie erklären Sie die damalige Diskussion im Rückblick?
Das Verständnis, dass es sich um ein Münchner Wahrzeichen handelt, war nicht so vorhanden. Es wurde nach schnellen und möglichst einfachen Lösungen für die immer drängendere Wohnungsnot gesucht.
Sie wollen nächstes Jahr aufhören mit der Politik. Wie dürfen wir uns einen typischen Monatzeder-Rentner-Tag vorstellen?
Ein bisschen Politik wird immer dabei sein. Ich werde mich den Themen widmen, die ich auch im Landtag bearbeitet habe, vor allem Entwicklungszusammenarbeit und Nachhaltigkeit. Ich setze mich für den Erhalt der Korallenriffe ein und engagiere mich im Kampf gegen Hunger und Armut. Und ich freu mich drauf, wieder mehr Zeit für die Familie zu haben.
Klingt nicht, als wären die Rentnertage von klassischen Freizeitbeschäftigungen geprägt.
Ich werde auch bewusste Auszeiten nehmen und wieder reisen. Ursprünglich wollte ich auf dem Landweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Georgien über Usbekistan und Kasachstan bis Indien. Wie es ausschaut, wird das wegen des schrecklichen Kriegs in der Ukraine nicht möglich sein. Aber ich werde sicher andere Möglichkeiten und Orte finden, um zu entspannen.
„Eine Grüne im KVR? Ja, das ist eine späte Genugtuung“
Zu Ihren Zeiten wurde viel über das Reisebüro Monatzeder im Rathaus gespottet. Heute ist eher das Gegenteil der Fall, jeder Politiker muss sich unheimlich rechtfertigen für jede Reise. Gefühlt ist die Stadt-Politik kaum noch unterwegs. Droht sich Politik so zu verzwergen, provinziell zu werden?
Natürlich muss man abwägen, aber ja – das kann passieren. Reisen bildet, es schärft die Sinne, öffnet den Geist und das Herz. Viele meiner Ideen für München sind mir bei Reisen in andere Städte gekommen. Städte sind lebendige Möglichkeitsräume, die sich durch die Erfahrungen, Pläne und Ideen ihrer Bürgerinnen und Bürger stetig weiterentwickeln. Gute Stadtpolitik braucht Inspiration und Austausch.
Warum hören Sie eigentlich auf, mit der Parteipolitik?
Ich möchte nicht aus dem Landtag rausgetragen werden. Ich will selbst bestimmen, wann ich aufhöre. Es ist an der Zeit die Jüngeren ranzulassen. Und die politische Arbeit endet ja nicht mit dem Mandat.
Hep Monatzeder, sind Sie der allerletzte Münchner Alt-68er, der noch in Amt und Würden ist?
Ich glaube, es gibt schon noch ein paar. Aber ich bin sicher einer der Allerletzten.
Was war das größte Verdienst Ihrer Generation für München und sein Lebensgefühl?
Wir haben den Konservatismus dieser Stadt schon etwas entlüftet. Wir haben die Debatten verändert.
Eine späte Genugtuung, dass nun eine grüne Frau das KVR leitet?
Ja, das hätte man sich nie vorstellen können. Selbst unter den SPD-OBs saßen ja meist noch CSUler im KVR. Die Stadt und somit auch ihre Politik sind ganz klar liberaler geworden, urbaner, jünger, vielfältiger und damit auch weiblicher.
Letzte Frage: Der Grüne Monatzeder hört auf, der Schlagzeuger Monatzeder macht aber schon noch weiter?
Der macht auf jeden Fall weiter! Leider habe ich da zwei Jahre Coronapause gehabt, eine tolle Band ist zerbrochen,
Nicht die mit dem OB?
Nein, das war ja mehr eine Spaßband. Das andere war eine internationale, professionellere Truppe. Latino-Jazz mit einer Spanierin, einem Weißrussen und einem aus Venezuela.
Und Hep Monatzeder.
Ja, einem Schlagzeuger aus Niederbayern. Das war einfach eine geile Band!
(Felix Müller)