
- März 6, 2020
- Interview, Presse
Interview mit der Bayerischen Staatszeitung
Der Oberrealo
Stolz ist Monatzeder darauf, was er als Bürgermeister in München erreicht hat. Auf „sein Windradl auf dem Fröttmaninger Berg“ etwa, in dem er das Symbol dafür sieht, dass München mit ihm verstärkt auf erneuerbare Energien setzte. Auch die Isar-Renaturierung zählt er zu seinen Verdiensten. „Ich war der Radl- und Isar-Bürgermeister“, sagt Monatzeder und rechnet vor: „Als ich anfing, lag der Anteil des Radverkehrs bei sechs Prozent, als ich aufhörte, bei über 22.“ Allerdings hatte er auch Skandalthemen zu verantworten: das Sanierungsdrama um das Deutsche Theater etwa und den Hygieneskandal im Münchner Klinikum.
Sein größter persönlicher Fehler aber war wohl, 2013 das Präsidentenamt beim TSV 1860 anzunehmen. Nach nur 25 Tagen im Amt wählten ihn die Delegierten ab. „Ich habe das völlig falsch eingeschätzt“, sagt Monatzeder, der noch heute mit Grauen an diesen „furchtbaren Abend“ denkt.
Verliebt und happy: So kam er zu seinem Namen Hep
Ein eingefleischter Blauer aber blieb Monatzeder, der bereits als kleiner Bauernbub für die Löwen schwärmte. Im niederbayerischen Siegenburg wurde er 1951 geboren und auf den Namen Josef getauft. So nennt ihn aber keiner. Als er 14 Jahre alt war und schwer verliebt, verpassten ihm die Kumpels den Namen „Happy“, weil er ständig mit einem Dauergrinsen im Gesicht herumlief. Schnell wurde daraus „Happ“ und in München später „Hep“ – weil Monatzeder sichergehen wollte, dass seine potenziellen Wähler den Namen auch richtig aussprachen.
Nach München kam Monatzeder 1968, um sein Abitur zu machen. Damals war er gerade einmal 17 Jahre alt. Er genoss die Freiheit fern von den Eltern in vollen Zügen und war viel im Schwabinger Nachtleben unterwegs. In Clubs, in denen Led Zeppelin oder Jimi Hendrix spielten. Auch Monatzeder ist leidenschaftlicher Musiker, brachte sich das Gitarrespielen selbst bei. Sein Lieblingsinstrument aber ist das Schlagzeug. Sein Leben lang spielte er in Bands – unter anderem mit OB Dieter Reiter (SPD).
Aber nicht nur das Nachtleben faszinierte ihn als jungen Mann. „In dieser Zeit bin ich auch politisch geworden“, erzählt Monatzeder. Dabei ging es ihm um den Kampf gegen konservative Moralvorstellungen und vor allem um Themen wie den Vietnamkrieg. Als Student schloss sich Monatzeder linkssozialistischen Gruppen an und trat 1971 in die SPD Willy Brandts ein. Nach elf Jahren trat er wieder aus – wegen des Nato-Doppelbeschlusses unter Helmut Schmidt. „Nach vier Jahren Abstinenz“ wurde er 1986 Mitglied der Grünen. Seine Magisterarbeit brachte ihn darauf. Der Titel: „Gewaltfreier Widerstand in der Ökologiebewegung“.
Und tatsächlich haben sich seine Grünen mit der Zeit stark verändert. „Auch weil man erkannt hat, dass es Mehrheiten braucht, will man Dinge, die einem wichtig sind, umsetzen“, sagt Monatzeder. Aber es habe sich auch die Gesellschaft gewandelt. „Früher war der Klimaschutz ein reines Kopfthema. Mittlerweile ist er ein Gefühlsthema. Denn die Menschen spüren den Klimawandel heute ganz konkret.“
Das bringt auch eine Menge Auftrieb für die Münchener Grünen. Mit großer Spannung blickt Monatzeder auf die Kommunalwahl. Er setzt auf eine Stichwahl zwischen Reiter und der Grünen Katrin Habenschaden. Dann sei alles offen, glaubt er. „Denn in einer Stichwahl sind schon manche Favoriten gestürzt worden.“
(Angelika Kahl)